Was ist die Verschlusszeit in der Fotografie und wie kannst Du sie verwenden, um Fotos zu erstellen, welche die Netzhaut zum Jubeln bringen? Die Verschlusszeit ist eine grundlegende, fotografische Funktion. Und diese Funktion muss jeder Einsteiger in die Fotografie beherrschen.
Sobald Du weißt, wie Du die Verschlusszeit verwenden kannst, kannst Du nach Belieben knackescharfe Fotos aufnehmen. Auch wirst Du damit künstlerische Effekte aufnehmen können.
Ich erzähle Dir in diesem Artikel das Grundsätzliche über die Verschlusszeit wie:
- Eine einfache Definition der Verschlusszeit
- Die Auswirkungen der Verschlusszeit auf Deine Bilder
- Der Unterschied (und die Bedeutung) von langen und kurzen Verschlusszeiten
Das ist die Verschlusszeit
Du bist bereit in die Verschlusszeit einzutauchen? Na dann los.
Die Verschlusszeit ist die Zeitspanne, während der Kameraverschluss geöffnet ist, wenn die Kamera ein Foto aufnimmt. Du drückst den Auslöser, der Verschluss öffnet sich für eine vorgegebene Zeitspanne (dh die Verschlusszeit) und danach schließt sich der Verschluss und das Bild ist fertig. Wenn der Verschluss geöffnet ist, trifft Licht auf den Kamerasensor. Je länger die Verschlusszeit, desto mehr Licht empfängt der Sensor. Dies hat verschiedene Auswirkungen, wie im nächsten Abschnitt erläutert wird.
Beachte, dass die Verschlusszeit in Sekunden (oder Sekundenbruchteilen) gemessen wird. Hier sind einige gängige Verschlusszeiten:
- 30 Sek
- 10 Sek
- 1 Sek
- 1/10 Sek
- 1/30 Sek
- 1/60 Sek
- 1/125 Sek
- 1/250 Sek
- 1/500 Sek
- 1/1000 Sek
- 1/1600 Sek
- 1/2000 Sek
- 1/4000 Sek
- 1/8000 Sek
Die Aufzählung beginnt mit einer langen Verschlusszeit von 30 Sekunden Doch die Verschlusszeiten werden immer kürzer und enden in diesem Beispiel mit einer blitzschnellen Verschlusszeit von 1/8000 Sekunde. Zwischen den Werten gibt es noch viele andere Verschlusszeit.
Wie sich die Verschlusszeit auf Ihre Fotos auswirkt
Die Verschlusszeit wirkt sich auf zwei Arten auf Deine Fotos aus:
- Sie erhöht und verringert die Belichtung
(also die Bildhelligkeit, jedoch nicht in der Automatik oder Halbautomatik) - Sie ermöglicht das Einfrieren einer Bewegung oder auch das Darstellen von Bewegung
Die beiden Punkte im Detail.
Die Verschlusszeit erhöht und verringert die Belichtung (im Aufnahmemodus M)
Je länger die Verschlusszeit, umso mehr Licht trifft auf Ihren Kamerasensor und desto heller wird das Bild .
Wenn Du also einen Baum mit 1/1000 Sek fotografierst und dann die Verschlusszeit auf 1 Sek verlängerst, wird das zweite Bild um Weiten heller.
Ein Großteil der Fotografie dreht sich darum, die richtige Helligkeit bzw. Belichtung für eine Aufnahmesituation zu erreichen. Durch das Anpassen der Verschlusszeit kannst Du unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Die Verschlusszeit ist ein Teil der Belichtung (wie auch die ISO und die Blende).
Die Verschlusszeit stellt Bewegung dar oder friert sie ein
Kürzere Verschlusszeiten frieren Bewegungen ein. Langsamere Verschlusszeiten verwischen die Bewegung.
Wenn Du einen Vogel im Flug mit 1/4000 s fotografieren, wirst Du sicherlich die Flügel im Foto festhalten, als wenn sie sich überhaupt nicht bewegen würden. Aber wenn Du denselben Vogel mit 1/15 s fotografierst, wird er ein nicht zu identifizierendes Etwas sein.
Eine erforderliche Verschlusszeit ist immer Abhängig von der Geschwindigkeit des sich bewegenden Objekts. Eine kriechende Schnecke kannst Du sicherlich noch mit einer 1/25 Sek in der Bewegung einfrieren. Ein schnell laufender Hund wird wahrscheinlich eine Verschlusszeit von 1/1000 Sek oder noch kürzer benötigen.
Eine zu lange Verschlusszeit ist einer der Hauptgründe, warum Bilder unscharf werden. Daher musst Du immer und sehr genau auf die Verschlusszeit achten.
So stellst Du die Verschlusszeit Deiner Kamera ein
Das Ändern der Verschlusszeit ist normalerweise so einfach wie das Drehen eines Einstellrads. Jedoch solltest Du Dein Handbuch dazu nehmen, um zu erfahren, wie genau es bei Deiner Kamera geht. Dabei musst Du beachten, dass sich die Verschlusszeit je nach Aufnahmemodus unterschiedlich kontrollieren lässt
Vollautomatik und Programmautomatik
Wenn Du die Vollautomatik oder die Programmautomatik nutzt, hast Du keine Möglichkeit, den wichtigen Einfluss auf die Verschlusszeit zu nehmen.
Manueller Modus
Wenn Du den manuellen Modus verwendest, kannst Du die Verschlusszeit nach belieben verändern. Dieses dann in Verbindung mit der Blende und ISO.
Blendenvorwahl (A bzw Av bei Canon)
Bei der Blendenvorwahl kontrollierst Du die Verschlusszeit in der Form, dass sich die Kamera die Verschlusszeit immer noch automatisch sucht. Du kannst jedoch in der Verbindung mit der Blende und/oder ISO Einfluss darauf nehmen.
Zeitvorwahl (S bzw. Tv bei Canon)
Die Zeitvorwahl ist dafür gedacht, dass Du Deine gewünschte Verschlusszeit fest vorgibst und die Kamera die Blende und ISO dazu passend regelt.
Die hier genannten Aufnahmodi, also die Vollautomatik, Programmautomatik, Blendenvorwahl, Zeitvorwahl und der rein manuelle Modus haben alle ihre Berechtigung. Je nach Situation und Deinem Können wirst Du jedoch demnächst auf die Vollautomatik und der Programmautomatik verzichten. Das ist auch ein absolut wichtiges Thema in meinem Kurs "Grundlagen der Digitalfotografie"
Empfohlene Verschlusszeiten, um Motive einzufrieren
Ich kann Dir einen groben Anhaltspunkt zur Orientierung geben, welche Verschlusszeiten für welche Situationen reichen könnten. Ja, leider nur "grob" und "könnten". Denn da die notwendige Verschlusszeit auch von Deiner Brennweite abhängig ist, kann ich Dir nur ungefähre Werte nennen, welche Du mindestens anpeilen solltest.
- Starre Objekte: 1/125 Sek
- Gehende Menschen: 1/250 Sek
- Laufende Menschen/Tiere: 1/500 Sek
- Fahrradfahrer/Sportaufnahmen: 1/1000 Sek
- Fliegende Vögel: 1/2000 Sek
Denke immer daran, dass Du bei starren Objekten natürlich auch längere Verschlusszeiten haben könntest. Zum Beispiel 1/30 Sek. Doch besteht da die Gefahr, dass Du das Foto durch Deine eigene Bewegung verwackelst und es dadurch unscharf werden kann.
Welche Verschlusszeit Du dann wirklich aus der Hand nutzen kannst, hängt also davon ab, wie ruhig Du die Kamera halten kannst und welche Brennweite Dein Objektiv hat. Denn umso näher Du ranholen kannst, umso kürzer muss die Verschlusszeit sein. Als Hilfsmittel haben viele Kameras oder Objektive eine Bildstabilisierung. Dadurch wird die Verwacklungsgefahr ein wenig eingedämmt. Verschlusszeit ist ein Erfahrungswert. Also fotografiere viel und schaue Dir die Fotos und die Aufnahmedaten an. Ist das Foto verwackelt, war die Verschlusszeit für diese Situation zu lang und Du hättest Blende und/oder ISO nutzen müssen, um sie zu verkürzen.
Empfohlene Verschlusszeiten, um Bewegung darzustellen
Bei der Landschaftsfotografie möchtest Du vielleicht Bewegung darstellen. Ein bekanntest Beispiel sind die Lichter von Autos in einer Stadt, die wie rote und weiße Striche durch das Bild huschen.
Diese Art von Aufnahme kann man am Besten mit Stativ machen. Dabei wird die Verschlusszeit so lang eingestellt, bis man den gewünschten Effekt erreicht hat. 1/10 Sek kann noch zu kurz sein. Vielleicht benötigt man sogar eine Verschlusszeit im Sekundenbereich wie 1 oder 2 oder noch mehr Sekunden.